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Prämissen

Prämisse eins: Zivilisation ist nicht nachhaltig und kann es niemals sein. Dies gilt insbesondere für die industrielle Zivilisation.

Prämisse zwei: Es kommt selten vor, dass traditionelle Gemeinwesen die Ressourcen, auf denen ihre Gemeinschaften beruhen, freiwillig aufgeben oder verkaufen. Sie lassen auch nicht aus freien Stücken zu, dass ihrer Landbasis Schaden zugefügt wird, um andere Ressourcen wie Gold, Öl und so weiter aus ihr herauszuholen. Daraus folgt, dass diejenigen, die sich der Ressourcen bemächtigen wollen, alles unternehmen werden, was in ihrer Macht steht, um diese traditionellen Gemeinwesen zu zerstören.

Prämisse drei: Unsere Lebensweise – die industrielle Zivilisation – erfordert für ihren Erhalt permanente und allumfassende Gewalt. Ohne Gewalt würde sie sehr schnell zusammenbrechen.

Prämisse vier: Die Zivilisation beruht auf einer klar definierten und weithin akzeptierten, häufig jedoch nicht zum Ausdruck gebrachten Hierarchie. Die in dieser Hierarchie von oben nach unten ausgeübte Gewalt bleibt fast immer unsichtbar und also unbemerkt. Wird sie indes bemerkt, dann wird sie in vollem Umfang rationalisiert. Es ist undenkbar, dass Gewalt in dieser Hierarchie von unten nach oben ausgeübt wird. Wenn das trotzdem vorkommt, betrachtet man sie mit Bestürzung und Entsetzen und macht die Opfer zum Fetisch.

Prämisse fünf: Das Eigentum derjenigen, die in der Hierarchie oben stehen, ist wertvoller das das Leben derer, die unter ihnen stehen. Es wird gebilligt, dass die Herrschenden ihr Privateigentum vermehren – im Klartext: Geld machen -, indem sie das Leben der Beherrschten ruinieren oder sie sogar töten. Das nennt man Produktion. Wenn aber die Beherrschten dem Eigentum der Herrschenden Schaden zufügen, dann dürfen die Herrschenden die Beherrschten töten oder ihnen auf andere Weise das Leben ruinieren. Das nennt man dann Gerechtigkeit.

Prämisse sechs: Die Zivilisation ist unumkehrbar. Diese Kultur wird sich nicht freiwillig zu einer vernünftigen und nachhaltigen Lebensweise bekehren. Wenn wir ihr kein Ende setzen, wird die Zivilisation weiterhin die große Mehrheit der Menschen in die Verelendung treiben und die Erde ausplündern, bis sie (die Zivilisation und wahrscheinlich auch die Erde) zusammenbricht. Unter den Auswirkungen dieses Raubbaus werden Menschen und nichtmenschliche Lebewesen sehr lange Zeit zu leiden haben.

Prämisse sieben: Je länger es dauert, bis die Zivilisation zusammenbricht – bzw. je länger es dauert, bis wir sie selbst zu Fall bringen -, desto chaotischer wird der Zusammenbruch verlaufen und desto schlimmer wird es allen ergehen, die ihn erleben und die danach kommen.

Prämisse acht: Die Bedürfnisse der Natur sind wichtiger als die Bedürfnisse des Wirtschaftssystems.

Anders formuliert: Jedes wirtschaftliche oder gesellschaftliche System, von dem die natürlichen Gemeinschaften, auf denen es basiert, nicht profitieren, ist nicht nachhaltig und daher unmoralisch und dumm. Nachhaltigkeit, Moral und Intelligenz (und ebenso die Gerechtigkeit) verlangen die Demontage jedes derartigen wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Systems, allermindestens jedoch müssen wir verhindern, dass es unsere Landbasis schädigt.

Prämisse neun: Ganz bestimmt wird es eines Tages weitaus weniger Menschen als heute geben, doch gibt es viele Möglichkeiten, wie dieser Bevölkerungsrückgang zustande kommen kann (oder wie er herbeigeführt werden kann, je nachdem, wie aktiv oder passiv wir diesen Wandel angehen wollen). Einige dieser Möglichkeiten werden extrem gewaltsam und entbehrungsreich sein: Eine atomare Katastrophe zum Beispiel würde auf schreckliche Weise sowohl die Bevölkerung als auch den Konsum reduzieren. Dasselbe gilt für den Fall, dass wir weiterhin die Ressourcen so ausbeuten wie heute und dass dies eines Tages zum Zusammenbruch führt. Andere Möglichkeiten könnten weniger gewaltsam verlaufen. Doch angesichts des derzeitigen Ausmaßes an Gewalt, die diese Kultur auf Mensch und Natur ausübt, ist eine Reduzierung der Bevölkerung und des Konsums ohne Gewalt und Entbehrung nicht vorstellbar, und zwar nicht, weil diese Reduzierung selbst zwangsläufig gewaltsam vonstatten gehen muss, sondern weil Gewalt und Entbehrung zum Normalzustand unserer Kultur geworden sind. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, Bevölkerung und Konsum zu reduzieren. Sie wären zwar immer noch gewaltsam, bestünden aber gerade darin, das derzeitige Ausmaß der Gewalt – deren Ursache und Notwendigkeit in der (oft erzwungenen) Umverteilung der Ressourcen von Arm zu Reich liegt – und damit natürlich auch die derzeitige Gewalt gegen die Natur zu verringern. Einzeln und kollektiv können wir es vielleicht schaffen, Ausmaß und Charakter der Gewalt, die im Verlauf dieses möglicherweise langfristigen Übergangs auftreten wird, zu verringern bzw. zu entschärfen. Vielleicht aber auch nicht. Doch so viel ist sicher: Wenn wir die Sache nicht aktiv angehen – wenn wir nicht über unsere prekäre Situation sprechen und uns nicht fragen, was wir dagegen tun können – dann werden Gewalt und Entbehrungen mit ziemlicher Sicherheit weit schlimmer sein.

Prämisse zehn: Die Kultur als Ganzes und die meisten ihrer Vertreter sind geisteskrank. Die Kultur ist von einem Todestrieb besessen, einem Zwang zur Zerstörung des Lebens.

Prämisse elf: Diese Kultur – die Zivilisation – ist schon immer eine Besatzungskultur gewesen.

Prämisse zwölf: Es gibt keine reichen und keine armen Menschen auf der Welt. Es gibt nur Menschen. Die Reichen haben vielleicht einen Haufen buntes Papier und viele tun so, als wäre das etwas wert – manchmal ist ihr angeblicher Reichtum sogar noch abstrakter: Zahlen auf Festplatten von Banken -, während die Armen das vielleicht nicht haben. Diese “Reichen” behaupten, Land zu besitzen, und den “Armen” wird oft das Recht verweigert, dasselbe zu behaupten. Eine Hauptaufgabe der Polizei besteht darin, die Wahnvorstellungen derer durchzusetzen, die einen Haufen bunter Papierschnipsel haben. Diejenigen ohne bunte Papierschnipsel schlucken diese Wahnvorstellungen im Allgemeinen fast genauso schnell und vollständig wie diejenigen mit bunten Papierschnipseln. In der Realität zeitigen diese Wahnvorstellungen extreme Folgen.

Prämisse dreizehn: Die Herrschenden regieren durch Zwang, und je eher wir uns von der Illusion freimachen, dies sei nicht der Fall, desto eher können wir zumindest anfangen, vernünftige Entscheidungen zu treffen, ob, wann und wie wir Widerstand leisten.

Prämisse vierzehn: Von Geburt an – wahrscheinlich schon von der Zeugung an, aber ich weiß nicht genau, woran ich das festmachen soll – werden wir einzeln und kollektiv sozialisiert, das Leben zu hassen, die Natur zu hassen, das Ungezähmte zu hassen, wilde Tiere zu hassen, Frauen zu hassen, Kinder zu hassen, unseren Körper zu hassen, unsere Gefühle zu hassen und zu fürchten, uns selbst zu hassen. Würden wir die Welt nicht hassen, könnten wir unmöglich zulassen, dass sie vor unseren Augen zerstört wird. Würden wir uns selbst nicht hassen, könnten wir unmöglich zulassen, dass unsere Häuser – und unsere Körper – vergiftet werden.

Prämisse fünfzehn: Liebe impliziert nicht notwendigerweise auch Pazifismus.

Prämisse sechzehn: Die materielle Welt ist die Hauptsache. Das bedeutet weder, dass der Geist nicht existiert, noch dass es außer der materiellen Welt nichts anderes gibt. Es bedeutet, dass Geist und Körper miteinander verbunden sind, es bedeutet, dass reales Tun reale Folgen hat. Es bedeutet, dass wir uns nicht darauf verlassen können, dass Jesus, der Nikolaus, die Große Mutter oder gar der Osterhase uns aus diesem Schlamassel herausholen. Es bedeutet, das dieser Schlamassel wirklich ein Schlamassel ist und nicht nur ein Stirnrunzeln Gottes. Es bedeutet, dass wir selbst uns diesem Schlamassel stellen müssen. Es bedeutet, dass es um die Erde geht, solange wir hier auf Erden sind – egal ob wir nach unserem Tod irgendwo anders landen oder nicht, und egal ob wir dazu verdammt oder dazu auserkoren sind, hier zu leben. Sie ist die Hauptsache. Sie ist unser Zuhause. Die materielle Welt ist alles. Es ist dumm zu glauben oder zu handeln oder so zu leben, als wäre diese Welt nicht wirklich und nicht die Hauptsache. Es ist dumm und erbärmlich, so zu tun, als fände dieses Leben nicht in der Wirklichkeit statt.

Prämisse siebzehn: Es ist ein Fehler (oder eher eine Verleugnung), unsere Entscheidungen davon abhängig zu machen, ob die daraus erwachsenden Handlungen die Masse der Amerikaner oder die Menschen, die sich aus allem heraushalten wollen, in Angst versetzen oder nicht.

Prämisse achtzehn: Unser derzeitiges Selbstverständnis ist ebenso wenig nachhaltig wie unsere derzeitige Nutzung von Energie oder Technologie.

Prämisse neunzehn: Das Problem der Kultur liegt vor allem darin, dass wir glauben, es sei gerechtfertigt, die Natur zu beherrschen und zu misshandeln.

Prämisse zwanzig: Nicht das Wohlergehen der Gemeinschaft, nicht moralische Grundsätze, nicht Ethik, nicht Gerechtigkeit, nicht das Leben selbst sind in dieser Kultur der Motor sozialer Entscheidungen, sondern wirtschaftliche Erwägungen.

Modifikation der Prämisse zwanzig: Soziale Entscheidungen werden überwiegend (und oft ausschließlich) danach getroffen, ob diese Entscheidungen den monetären Reichtum der Entscheider und ihrer Herren vermehren.

Zweite Modifikation der Prämisse zwanzig: Soziale Entscheidungen werden überwiegend (und oft ausschließlich) danach getroffen, ob diese Entscheidungen die Macht der Entscheider und ihrer Herren vermehren.

Dritte Modifikation der Prämisse zwanzig: Soziale Entscheidungen basieren überwiegend (und oft ausschließlich) auf dem fast völlig unhinterfragten Glauben, die Entscheider und ihre Herren hätten das Recht, ihre Macht und/oder ihren finanziellen Reichtum auf Kosten derer zu vermehren, die unter ihnen stehen.

Vierte Modifikation der Prämisse zwanzig: Dringt man bis ins Herz der Sache vor – wenn es da überhaupt noch ein Herz gibt -, dann stellt man fest, dass soziale Entscheidungen im Wesentlichen danach getroffen werden, wie gut sie sich eignen, die freie Natur zu beherrschen oder zu zerstören.

Translated by the people at Pendo.

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No Responses — Written on June 14th — Filed in Deutsch

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